Model Basics
Hallo Ihr Lieben,
seit einigen Jahren arbeite ich nun schon in der Modelbranche! Ich bin also gewissermaßen schon ein alter Hase ;) Denn heute fangen viele Mädels schon mit 14 an zu modeln. Natürlich kann man aber auch später einsteigen. Für alle, die noch mit dem Gedanken spielen oder einfach mal wissen wollen, worüber wir Models den ganzen Tag so quatschen, gibt es heute ein kleines Einmaleins des Model Business!
Am Anfang jeder Modelkarriere stehen die sogenannten Polaroids, auch Snapshots oder kurz Polas genannt. Polaroids sind Fotos, die ein Model möglichst natürlich und authentisch zeigen sollen. Dabei sind unterschiedliche Gesichtsausdrücke (neutral und lachend), sowie unterschiedliche Perspektiven (Portrait, Profil und Ganzkörper) wichtig. Bei langen Haaren sollten zudem verschiedene Aufnahmen mit offenen und geschlossenen Haaren gemacht werden. Mehr als ein natürliches Tages-Make-up solltet Ihr für Polas nicht auflegen. Schließlich habt Ihr nichts zu verbergen Mädels! Seid selbstbewusst ;) Für Bewerbungspolas bei einer Agentur braucht Ihr übrigens auch keine professionelle Kamera. Ein Handy ist völlig ausreichend! Solltet Ihr später in der Agentur aufgenommen werden, dann werden regelmäßig professionelle Polas von Euch erstellt. Fragt also einfach eine Freundin oder ein Familienmitglied, ob er/sie die Fotos von Euch schießen kann. Mein Tipp: Gute Lichtverhältnisse können einen wahnsinnigen Unterschied machen! Vermeidet Schlagschatten und wählt einen neutralen Hintergrund.
Damit die Agentur, bei der Ihr Euch bewerben wollt, sich ein realistisches Bild von Euren Proportionen machen kann, solltet ihr körperbetonte Kleidung wählen. Wer sich vorstellen kann, auch als Bikinimodel zu arbeiten, sollte zusätzlich auch Polas in Unterwäsche aufnehmen. Hohe Schuhe nicht vergessen!
Vorne, hinten, seitlich! Neutral und lächelnd nicht vergessen ;)
Wie bei jedem Beruf, muss man auch als Model gewisse Voraussetzungen erfüllen. Diese Voraussetzungen unterscheiden sich teilweise geringfügig von Agentur zu Agentur. Im Normalfall gelten aber folgende Orientierungswerte:
Frauen: ab 14 Jahre , mindestens 174 cm groß, Konfektionsgröße 34-36, Optimalmaße (Brust-Taille-Hüfte): 86-60-89
Männer: ab 14 Jahre, mindestens 182 cm groß, Konfektionsgröße 48-52, Optimalmaße (Brust-Taille-Hüfte): 100-80-100
Dieses Schema ist vor allem im Fashion Bereich immer noch extrem wichtig. Wenn Ihr diesen Voraussetzungen nicht zu hundert Prozent gerecht werden könnt, heißt das aber noch lange nicht, dass ihr nicht modeln könnt! Denn heute suchen Modelagenturen auch ganz bewusst nach außergewöhnlichen Persönlichkeiten, Tänzern, Schauspielern, Plus Size Models oder Best Agers! Selbst bei Commercial Models nimmt man es mit den Maßen häufig nicht so genau. Und übrigens: Underwear Models müssen meist auch nicht ganz so groß sein wie Laufstegmodels ;)
Wichtig sind grundsätzlich ästhetische Proportionen sowie ein sportlich definierter und gepflegter Körper (das heißt reine Haut, gesunde Haare und weiße Zähne). Und auch wenn es beim Modeln natürlich hauptsächlich darauf ankommt sich vor der Kamera gut zu präsentieren, gibt es auch einige Charaktereigenschaften, die für den Beruf von entscheidender Bedeutung sind. Zum Beispiel sollte ein Model ehrgeizig und kritikfähig, sympathisch, weltoffen und selbstverständlich extrem zuverlässig sein! Zu spät kommen ist ein absolutes No-Go! Fremdsprachenkenntnisse sind übrigens auch immer von Vorteil und können gerade bei Auslandsproduktionen echt gold wert sein ;)
Ihr fühlt Euch angesprochen und habt beschlossen Eure Modelkarriere zum Laufen zu bringen?
Dann nichts wie ran an die Polas und bewerben! Wie Ihr seriöse Modelagenturen findet verrate ich Euch weiter unten ;)
Zunächst möchte ich Euch aber zeigen, was man als Model (im Laufe der Zeit) noch so alles braucht, um sich erfolgreich zu bewerben. Denn sobald Ihr Eure ersten Shootings hattet, bewerbt Ihr Euch natürlich nicht mehr nur mit Euren Polas! Hier kommt dann die Sedcard und das sogenannte Modelbook ins Spiel.
Die Sedcard ist die Visitenkarte eines Models! Diese stellt Ihr aber übrigens gar nicht selbst zusammen, denn das übernimmt der Modelbooker Eurer Agentur. Weniger ist dabei meist mehr! Denn auf einen DIN A5 Karton passen neben einem Portrait und Ganzkörperfoto meist nur einige Eurer aussagekräftigsten Bilder. Im Rahmen dieses kleinen Überblicks sollte sich ein Model so vielseitig wie möglich zeigen. Aber keine Sorge, Eurer Modelbooker hat da mit Sicherheit ein gutes Auge ;) Wenn New Faces noch keine professionellen Bilder besitzen, fangen sie ihre Karriere häufig mit einer Pola-Sedcard an, die natürliche Polaroids enthält. Keine Sorge, dabei handelt es sich dann nicht mehr um Eure selbstgemachten Handy-Polas. Agenturen produzieren bei Zustandekommen eines Vertrages meist vor Ort professionelle, neue Polas für ihre New Faces. Was auf der Sedcard übrigens auch nicht fehlen darf sind die wichtigsten Angaben zu Eurer Person wie Name, Kontaktdaten, Modelagentur, gegebenenfalls Kategorie und Verfügbarkeit, Haarfarbe, Augenfarbe und natürlich (!) die Körpermaße!
Aber wie misst man denn nun richtig?
Jeder Modelbewerbung sind selbstverständlich immer aktuelle Maße beizufügen. Daher solltet Ihr wissen, wie Ihr Eure Maße korrekt ermitteln könnt. Die wichtigsten vier Maße sind der Brust-, Taillen- und Hüftumfang sowie Eure Körpergröße. Tipp: Brust- und Hüftumfang werden immer an der weitesten Stelle gemessen, der Taillenumfang an der schmalsten. Das Maßband beim Messen immer waagerecht halten!
Hier solltet Ihr auf keinen Fall schummeln! Sonst kann es später zu ganz unangenehmen Situationen kommen… Denn zu Beginn die Agentur, später dann Kunden und Designer verlassen sich auf Eure Angaben.
Das Modelbook ist das Portfolio eines Models und wesentlich umfangreicher als die Sedcard. Egal ob in Form einer Mappe, die zum Casting mitgebracht wird, oder im Rahmen eines Webbooks, das bereits im Vorhinein an den potenziellen Auftraggeber versendet wird, das Modelbook enthält die Ergebnisse vergangener Produktionen, Pay Shootings oder auch TFP Shootings. Wer die Wahl hat, nutzt natürlich nur die besten Fotos, die die eigene Vielseitigkeit und Wandelbarkeit unterstreichen. Mit dem Modelbook kann man zudem aber auch beeinflussen, für welche Art von Produktionen man vornehmlich gebucht wird. Wer im Bereich Wäsche oder Bademode arbeiten möchte, wird in logischer Konsequenz vor allem Bikinifotos und Underwear Strecken im Modelbook zeigen. Ganz anders zum Beispiel bei Runway Models, bei denen dann zum Beispiel auch ein Showreel von Nutzen sein kann. Dazu aber gleich mehr ;)
Als sogenanntes New Face Model wird Eure Agentur Euch TFP Shootings vermitteln, mit deren Hilfe Ihr Bildmaterial für Euer Modelbook sammeln könnt.
Was ist ein TFP Shooting?
TFP bedeutet „time for prints“. Bei einem TFP Shooting erhält weder das Model noch der Fotograf ein Honorar. Es handelt sich quasi um ein Testshooting, von dem alle Beteiligten profitieren können. New Faces sammeln nicht nur wichtige Erfahrungen, sondern erhalten auch tolle Aufnahmen, mit denen Sie sich zukünftig besser bewerben und vermarkten können.
Was ist ein Showreel?
Ein Showreel ist ein Zusammenschnitt von Kurzvideos vergangener Jobs, den Ihr Eurer Modelbewerbung anfügen könnt. Auch Schauspieler bedienen sich gerne dieser Art der Bewerbung. Da Bewegtbild heute immer wichtiger wird, lohnt es sich langfristig, an einem überzeugenden Showreel zu arbeiten! So ist Euch der erste gute Eindruck sicher ;)
Wo finde ich seriöse Agenturen?
Aufgepasst, Mädels! Es gibt viele unseriöse Agenturen, die Euch eine tolle Karriere versprechen, sich aber nicht an Buchungs- und Buyout-Bedingungen halten oder Euch gar an zwielichtige Arbeitgeber vermitteln. Ich verrate Euch einen einfach Tipp, woran Ihr seriöse Agenturen erkennen könnt. Der Verband lizenzierter Modellagenturen e.V. VELMA setzt sich für einheitliche Standards im Modelbusiness ein. Mitglieder werden sorgfältig überprüft und beaufsichtigt. Aktuell gehören der VELMA bundesweit 19 Modelagenturen an. Auf der Website der VELMA könnt Ihr also einfach checken, ob eine bestimmte Agentur hier gelistet ist ;)
Was ist eine Agenturprovision?
Für die Vermittlung ihrer Models an Kunden erhalten Modelagenturen eine sogenannte Agenturprovision. Diese Provision bewegt sich in Deutschland zwischen 20 und 25 Prozent von Modelgage und Buyouts. Legal sind eigentlich nur 18% Agenturprovision. Sollten es mehr als 18% sein, dann muss die Agentur dies mit einem Muttervertrag (Exklusivmanagement) oder diversen Aufwänden argumentieren. Im europäischen Ausland fallen diese Provisionen häufig erschreckend höher aus. In Mailand oder Paris habe ich von Agenturprovisionen von 50 bis 70 Prozent gehört…
Was ist eine Option?
Häufig kommt es vor, dass ein Kunde sich im Vorhinein mehrere Models für ein Shooting reserviert, sich aber noch nicht endgültig entschieden hat. In diesem Fall spricht man von Optionen. Die „reservierten“ Models müssen sich bis drei Werktage vor Tätigkeitsbeginn (bis 18 Uhr) auf Abruf bereithalten. Wenn bis dahin keine Festbuchung erfolgt, verfällt die Option.
Was sind Buyouts?
Im Rahmen von Buyouts räumen Models ihren Auftraggebern bestimmte Nutzungsrechte an produziertem Foto- oder Videomaterial ein. Das Recht am eigenen Bild würde die kommerzielle Weiterverwendung durch den Auftraggeber grundsätzlich ausschließen, daher sind Buyouts unerlässlich. Der Kunde erwirbt das Recht, Bilder oder Videos für einen festgelegten Zeitraum auf bestimmten Kanälen nutzen zu dürfen. Ein Buyout ist dabei immer ein bestimmter Prozentsatz der Tagesgage.
Was verdient ein Model?
Für ihre Arbeit vor der Kamera erhalten Models eine sogenannte Gage. Diese Gage hängt in erster Linie von Art und Umfang der Produktion sowie der Bekanntheit des Models ab. Kommerzielle Shootings und Werbefilmproduktionen werden in der Regel besser bezahlt als Laufstegjobs. Editorials und Covershootings werden nicht so gut bezahlt, sind aber natürlich heiß begehrt. Zu der Gage kommen gegebenenfalls noch Reisekosten und Buyouts. Widerruft ein Kunde die Buchung eines Models kurzfristig, wird eine Ausfallgage bezahlt.
Was ist ein Editorial Shooting?
Editorial Shootings werden von Modemagazinen wie der Vogue, Elle oder Harper’s Bazaar in Auftrag gegeben. Es handelt sich um nicht-kommerzielle Shootings, bei denen die künstlerische Handschrift von Stylist und Fotograf im Vordergrund steht. Auch besondere Locations und Requisiten sind hier keine Seltenheit. Models erhalten für Editorial Shootings für Zeitschriften mit großer Reichweite zwar nur eine geringe Bezahlung, wer ein Editorial Shooting ergattern kann, kann sich aber trotzdem richtig freuen! Denn Editorial Shootings sind heißt begehrt! Und dann heißt es: fleissig networken, Kontakte knüpfen und allen Beteiligten in Erinnerung bleiben ;) Dann kommen die nächsten Jobs quasi von allein!
Noch Fragen? Dann nichts wie raus damit ;)
P.S.: Ich wurde im Kaufhaus von einer Modelbookerin angesprochen. Ich habe meine erste Sedcard damals bei einem Laufstegcontest gewonnen. ;).Die Story folgt in einem meiner nächsten Beiträge…
Eure